Unsere Kühe und das Klima
Kühe haben eine schlechte Reputation, sie produzieren das klimaschädigende Gas Methan und fressen durch importiertes Futter indirekt die Regenwälder auf. In kaum einem Medienbericht zum Klima werden sie ausgelassen: Menschen die Rindfleisch essen sind verantwortlich für diese Umweltzerstörung.
Wir fragen uns daher: Ist jedes Rind eine Klimakatastrophe? Sollten wir unsere Kühe aufgeben für den Klimaschutz? Wäre das sinnvoll?
Die globale Lage
In der industriellen Tierhaltung werden viele Tiere auf wenig Raum gehalten und mit billigem Eiweißfutter, oft von weit her, in möglichst kurzer Zeit hochgemästet. Dabei wird weder auf die Umwelt noch auf die Tiere geachtet.
Die Kuh im Industriebetrieb bekommt ein Gemisch aus verschiedenen Getreiden mit viel Soja und Ergänzungsmitteln serviert. Für den Sojaanbau werden große Gebiete in Regenwäldern gerodet. Aber auch die anfallende Gülle und der Mist in den Großställen bereitet Probleme, weil es zu viel ist um es auf nahen Flächen ausbringen zu können. Sie werden zu Problemstoffen und Gülle bildet zusätzlich das Treibhausgas Lachgas.
Der Methanzyklus
Weltweit werden immer mehr Rinder gehalten, was zu einem größeren Methanausstoß durch die Tiere führt. Das Treibhausgas Methan ist zwar ein viel stärkeres Treibhausgas als CO2, dafür hat es eine viel kürzere Lebenszeit in der Atmosphäre - etwa 12 Jahren [1].
Wenn auf einem Hof schon über Generationen eine gewisse Zahl Rinder gehalten werden, dann verursachen die Tiere keine "neuen" Methan-Emissionen mehr sondern bilden einen gewissen Methanpool der weder größer noch kleiner wird. Auf unserem Hof gab es früher sogar mehr Kühe, die auch mit Kraftfutter gefüttert wurden.
[1]: https://www.iea.org/reports/global-methane-tracker-2022/methane-and-climate-change
Was für einen Unterschied macht die Haltung und Fütterung?
Eine Kuh ist eine Raufutterverwerterin, eine tolle Sache, sie kann für uns nicht essbares Gras und Kräuter in hochwertige Lebensmittel wie Milch und Fleisch umwandeln und erzeugt dabei noch wertvollen Dünger. Wenn eine Kuh auf einem Hektar Land steht geht das auch in einem sinnvollen Ausmaß - das Land kann den Mist den sie produziert aufnehmen und zu Humus machen, es muss auch kein Soja-Futter heran gekarrt werden.
Fussnote: der Hektar muss in eine sinnvolle Fruchtfolge eingebuden oder ein Alm sein weil sonst die Landnutzung pro Tier sehr hoch ware.
Daher gibt es eine große Verteilung bei der Treibhausgasbilanz von Rindfleisch, je nach Haltung und Erzeugung (siehe Grafik unten)
Bildunterschrift: Die dargestellte umfassende Studie hat global die Rindfleischproduktion verglichen und kommt auf eine breite Streuung der Klimaschädlichkeit in kg CO2 Äquivalenten, je nachdem wie die Tiere gehalten und gefüttert werden. Das Methan aus der Verdauung hat dabei den größten Anteil. Angegeben ist es pro 100 g Protein - bedeutet bei Rindfleisch ca. 400 g Fleisch. Die Spanne in der Grafik reicht also von ca. 3,5 kg CO2-äq. / 400 g Fleisch bis weit über 30 kg / 400 g Fleisch. Zum Vergleich: 3,5 kg CO2-äq. entsprechen im Schnitt 31 km Autofahrt, 30 kg sind dann 268 km.
Sollten wir auf Rinder / Tierhaltung verzichten und wäre das sinnvoll?
Unsere ca. 10 Kühe mit ihren Kälbern sind Teil einer traditionellen Kreislaufwirtschaft am Hof. Die hat schon eine sehr lange Geschichte von hunderten von Jahren. Heute sind sogar weniger Kühe am Hof als noch vor 40 Jahren. So funktioniert unser Kreislauf:
Fangen wir beim Getreide an - das haben wir auf unseren Feldern für ca. 3 Jahre, dann brauchen die Böden Erholung. Also bauen wir für 4-5 Jahre lang Gras, Klee und Zwischenfrüchte an. Gras und Klee können Menschen nicht essen, den Kühen reicht es. Sie pflegen außerdem die Steilflächen und die Streuobstwiese, die beide deshalb sehr artenreich sind.
Unsere Kühe bekommen kein Getreidefutter, also sind sie auch in keiner Nahrungskonkurrenz zu uns Menschen und haben eine bessere Umweltbilanz.
Der Kuhmist ist ein ganz wichtiger Rohstoff am Kreislaufhof, er düngt die Felder und hilft beim Bodenaufbau und Erhalt der fruchtbaren Humusschicht. Dadurch kann der Boden mehr CO2 binden. So bleiben die Felder fruchtbar und wir haben gute Getreideernten. Das Stroh aus der Ernte verwenden wir als Einstreu für die Tiere und ergibt einen hochwertige Mistqualität, im Gegensatz zur Gülle.
Weniger Fleisch, aber aus guten Quellen!
Unsere Tiere sind wichtig für die geschlossenen Kreisläufe am Hof und für den Erhalt der Humusschicht auf unseren Feldern. Wir würden uns wünschen, dass in den Medien und von der Politik in Form der Fördergelder genauer unterschieden wird, wie auf einem Hof gearbeitet wird.
Auf jeden Fall sollten wir weniger Fleisch und überwiegend pflanzenbasiert essen! Wenn Fleisch dann hoffen wir aber solches, das Betriebe unterstützt die sich schon viele Gedanken machen und versuchen Menschen gut zu ernähren und dabei innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben mit einer durchdachten Kreislaufwirtschaft.
Literatur
Für noch mehr differenzierte Standpunkte zu dem Thema können wir das Buch von Anita Idel empfehlen:
Die Kuh ist kein Klimakiller!
Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können
Versuch einer laienhaften Einschätzung der CO2-Emissionen am Hof
Durch den zugekauften Treibstoff können wir zumindest davon die CO2-Emissionen abschätzen:
Wir benötigen ca. 500 l Diesel pro Jahr für Traktorarbeiten für die Futterherstellung und Fruchtfolge auf den Feldern. Den Diesel können wir hoffentlich in den nächsten Jahren auf synthetisch erzeugten umstellen, dafür würden wir auch einen höheren Preis in Kauf nehmen.
500l Diesel ergeben 1320 kg CO2. Im Schnitt produzieren wir etwa 1.200 kg Fleisch im Jahr. 1 kg Fleisch hat dann vom Treibstoffverbrauch her 1320/1200 = 1,1 kg CO2 pro kg Fleisch.
Dazu kommen noch CO2 aus Haltung, Verarbeitung (wobei wir reinen Ökostrom haben) und Transport (Wien mit dem Verbrenner, Regional geht es sich schon mit dem E-Auto aus).